Roadmap zur Umgestaltung des Gleisdorfer Rings mittels „Public Life Analyse“

Roadmap – ein Wortspiel

  • Roadmap, aus dem Englischen übersetzt, ist eine Straßenkarte aus der Vogelperspektive
  • Roadmap, aus dem forscherischen Kontext, ist ein strategischer Projektplan mit überblicksartigem Charakter

Die Roadmap für den Gleisdorfer Ring:

  • Gibt einen abschnittsweisen Überblick zur Umgestaltung des Gleisdorfer Rings
  • Ist eine Straßenkarte der Zukunft aus der Vogelperspektive

Die hochqualitative Integration von Verkehrsinfrastrukturen für die aktive Mobilität, die Steigerung der Flächeneffizienz im Straßenraum und die Erhöhung der Verkehrssicherheit waren Ergebnis der Zieldefinition und Vorgabe für die Umgestaltung des „Gleisdorfer Rings“ – eine für Kfz in Einbahnrichtung geführte 1,7 km lange zweistreifige Landesstraße, welche die Innenstadt von Gleisdorf umschließt.

Eine derart komplexe Zielsetzung für diesen begrenzten und städtisch geprägten öffentlichen Raum erfordert einen holistischen, informations- und datengestützten sowie kooperativen Planungsprozess.

  • Holistisch deshalb, weil neben verkehrsfunktionalen Ansprüchen der städtische Lebens- und Wirtschaftsraum seine prominente Berücksichtigung wiederfinden muss. Die Verkehre sollen funktionieren, Abstellen von Fahrzeugen soll möglich sein, der Aufenthalt soll gefördert werden und bleibenden Eindruck erwecken sowie das Gewerbe sich entwickeln können.
  • Informations- und datengestützt deshalb, weil sich dadurch Prognosen für die zukünftige Wirksamkeit und Effekte von Umgestaltungsmaßnahmen evident abschätzen lassen. Was geschieht wo und wann nach der Transformation von Kfz-Verkehrsflächen hin zu Geh- und Radverkehrsflächen? Wo befinden sich Potenzialräume für unterschiedliche Funktionen und wie können diese genutzt werden?
  • Kooperativ deshalb, weil eine Vielzahl an Expertisen einbezogen werden müssen. Verkehrsplanerische und -technische Aspekte spielen im Straßenraum eine wesentliche Rolle – dazu sind jedenfalls städtebauliche, landschaftsplanerische und gewerbliche Zielsetzungen miteinzubeziehen.

Aus zwei mach drei

Einmal im und einmal gegen den Uhrzeigersinn heißt es entlang des Rings für den Radverkehr. Als Ergebnis des regionalen Radverkehrskonzeptes Gleisdorf wird ein gemischt geführter Zweirichtungs-Geh- und Radweg errichtet.

Die bestehende Fahrbahn wird von derzeit zwei Kfz-Fahrstreifen auf einen Kfz-Fahrstreifen redimensioniert. In Summe stehen also am Ring jetzt drei Fahrstreifen zur Verfügung.

Aus Mono mach Multi

Die Bedeutung des Gleisdorfer Einbahnrings als „die“ Verkehrsader der Stadt ist aufgrund hoher Verkehrsmengen, seiner ausgeprägten Dimension und seiner Unvermeidbarkeit in der Alltagsmobilität der lokalen Bevölkerung unumstritten. Obwohl die Gebäudenutzung rund um den Ring in Art und Intensität wechseln – die Verkehrsnutzung ist nahezu an jedem Abschnitt gleichartig. Die Wahrnehmung des Rings ist daher jene einer leistungsfähigen Straße für Kfz – also eines einzigen Verkehrsmodus.

Ähnlich verhält es sich mit den übrigen öffentlichen Freiräumen, die an die Fahrbahn anschließen. Zumeist schließen Kfz-Stellplatzflächen direkt an die Fahrbahn an. Diese Räume werden hauptsächlich für das Parken von Kfz verwendet – also für eine einzige Funktion.

„Public Life“ – der Mensch im Stadtraum

Bei dieser komplexen Analyse werden die Menschen und ihre Interaktion mit dem umgebenden Stadtraum in den Mittelpunkt gestellt. Es ist eine Untersuchung der physischen und sozialen Elemente des öffentlichen Raums des Gleisdorfer Rings. Die Analyse zielt darauf ab, die Nutzung des öffentlichen Freiraums durch „Daten“ beschreibbar zu machen und daraus Informationen abzuleiten.

Neben klassischen Erhebungen wurde mittels Beobachtungen „hinter die Zahlen“ geblickt. Wie lange werden Räume genutzt? Wofür werden sie genutzt? Welche Personengruppen benutzt sie? Wo gibt es augenscheinliche Bedarfe und Wünsche hinsichtlich der Raumnutzung, der Stadtmöblierung oder der Infrastrukturen? Wo gibt es Bewegungsströme oder informelle Aufenthaltsbereiche? Wo werden Angebote angenommen oder nicht angenommen?

Wesentlich sind Auskünfte darüber, wo und wodurch der Gleisdorfer Ring unterschiedliche Funktionen oder Qualitäten des öffentlichen Lebens fördert oder hemmt.

Roadmap – die Ergebnisse

Durch Vergleich der Zielsetzung des Rings mit diesem Befund lassen sich vier thematische Handlungsfelder zur Aktivierung der Potenziale ableiten:

  1. Handlungsfeld Verkehr
  2. Handlungsfeld Aufenthalt
  3. Handlungsfeld Stadtgrün und Wassermanagement
  4. Handlungsfeld Wirtschaft und Kultur

Es gelingt je Ring-Abschnitt entsprechend der Zielsetzung und den Handlungsfeldern folgend die Anforderungen für die Umgestaltung des Rings abzuleiten und plangrafisch darzustellen.

Der neue Gestaltungsvorschlag enthält neben der sicheren, fehlerverzeihenden und vor allem durchgängigen Möglichkeit den Ring in beide Richtungen mit dem Rad zu befahren und ihn zu queren eine Vielzahl an Potenzialräumen zur Aufwertung des Stadtraumes. Die Analysen zeigen, dass abschnittsweise die Kfz-Stellplätze im öffentlichen Raum wenig genutzt werden. Über große Zeiträume stehen diese abschnittsweise sogar leer. Die volle Auslastung der gesamten verfügbaren Kfz-Parkraumkapazität wird an den Werktagen kaum erreicht. Folgend bieten sich einige dieser erstklassig-innerstädtischen Flächen für eine Aufwertung an. Beispielsweise können Wirtschaftstreibende Geschäftsflächen nach Außen vergrößern und so ihr Angebot für die Bürger:innen „hinausrollen“. Ausstellungen, schattige Mini-Piazzas oder mit grün-blauer Infrastruktur bespielte Aufenthaltsräume könnten informieren oder zum Schlendern und Verweilen einladen.

Der Einbahnring wird zum Gleisdorfer Ring transformiert. Von Mono zu Multi, von Einbahn zu Dreibahn und vom Trennenden zum Verbindenden.

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