Streifenbildung in der Obersteiermark – Erste Umsetzungen aus dem Radverkehrskonzept

Im Jahr 2020 entwickelte verkehrplus im Auftrag des Regionalmanagement Obersteiermark West (Bezirke Murau und Murtal) und dem Amt der Steiermärkischen Landesregierung das umfassende „Radverkehrskonzept Murau Murtal“. Im definierten Planungsgebiet mit insgesamt rund 55.000 Einwohner*innen wurden Routen mit einer Gesamtnetzlänge von rund 290 km entwickelt.

In diesem Radverkehrskonzept wurden zwei methodische Planungsansätze angewandt, nämlich einerseits die Entwicklung eines klassischen Radrouten-Netzes im dichten Siedlungsraum „Aichfeld“ sowie andererseits die Entwicklung eines multimodalen Netzes im Bezirk Murau, bei dem vor allem die Erreichbarkeit der Eisenbahn mit dem Fahrrad verbessert wird.

Rund 80 Prozent wohnen innerhalb von 300 m zur nächsten Hauptradroute – ein enormes Potenzial für den Alltagsradverkehr.

Seit kurzem sind erste Umsetzungsschritte auf einigen Landesstraßen der Region sichtbar. Was gewöhnungsbedürftig anmutet, soll die Aufmerksamkeit aller Verkehrsteilnehmer*innen auf erhöhten Radverkehrsanteil richten.

Auf einer Fahrbahnseite der Landesstraßen markiert ein „Mehrzweckstreifen“ die Straße. Bekannt sind Mehrzweckstreifen meist als zwei Fahrstreifen, je einer pro Fahrbahnseite, mit einer resultierenden Kernfahrbahn in der Mitte. Die einseitige Lösung funktioniert genau so, wie die beidseitige: grundsätzlich benutzt der Radverkehr den Mehrzweckstreifen und das Kraftfahrzeug die Kernfahrbahn. Bei Gegenverkehr wird der Mehrzweckstreifen auch vom Kfz befahren.

Warum einseitig? Die derzeit gültigen und durch die Behörden anerkannten Regeln der Technik sehen Mindestbreiten für die einzelnen Fahrstreifen vor, welche an vielen Straßen aufgrund geringerer Fahrbahnbreite schlicht nicht umsetzbar sind. Die einseitige Lösung schafft beides: die Vorschriften werden eingehalten und für den Radverkehr wird Aufmerksamkeit geschaffen.

Speziell in kurvigen Straßenverläufen oder hügeligen Abschnitten begünstigt diese Bodenmarkierung den Radverkehr durch höhere Vorsicht von Autofahrer*innen.

Alle Führungsformen und Anlagearten für den Radverkehr sind anhand fachlicher Kriterien und Einsatzgrenzen auszuwählen und passgenau einzusetzen. Der einseitige Mehrzweckstreifen stellt, wie alle andere Radverkehrsmaßnahmen, keine Pauschallösung dar, jedoch erweitert er das Set an Möglichkeiten für die Förderung des Radverkehrs im Alltag.

Wir sind stolz, dass wir wieder bei der Entwicklung einer steirischen Innovation zum Themenfeld Alltagsradverkehr unseren Beitrag leisten durften.

Radverkehrskonzept Murau Murtal

Pressekonferenz Radverkehrskonzept Murau Murtal

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